Schlanke Lichtlinien im Pavillon der Universität der Künste Berlin – Licht und Klang im Modulbau

Übung macht den Meister. Das gilt auch für die Musikstudenten der Universität der Künste in Berlin. Doch weil im Hauptgebäude die Übungsräume knapp wurden, musste eine innovative Idee her. Und die kam vom Büro TRU Architekten: Nämlich in den bisher ungenutzten Hinterhöfen des Gebäudes zwei Pavillons zu errichten. Dabei sind die Pavillons alles andere als eine temporäre Lösung. Sie wurden in ihrer Bauweise, Architektursprache und Robustheit mit der Intention entworfen, den Studenten dauerhaft einen Ort für Ihre Kunst zu bieten.

Eingerahmt von den Seitentrakten des neoklassizistischen Gebäudes schiebt sich seit 2019 nun jeweils ein kubenförmiger Pavillon in jeden der beiden Innenhöfe. Jeder Kubus beherbergt sechs kleine Übungsräume und einen größeren mit einem Konzertflügel. In der Mitte wird der Grundriss von einem geraden Flur durchschnitten, der aufgrund seiner Farbigkeit einen starken Wiedererkennungswert hat: Ein Flur ist vollständig in dunkelrot, der andere in dunkellila gehalten. Durch die Glastüren an beiden Seiten des Flurs ist also sofort ersichtlich, auf welchen Pavillon man zuläuft.

Jeder Übungsraum wurde als komplett vormontiertes Modul aus hellem Massivholz per LKW angeliefert und nebeneinander auf die Stahlbetonplatte gestellt. Auch der Flur fungiert als eigenständiges Modul. Passend zur geradlinigen Designsprache wurden entlang der gesamten Flurlänge Luxsystem-Lichtlinien mit opaler Abdeckung eingebaut. Das durchgängige Lichtprofil lässt die Flurdecke von den Übungsräumen abgetrennt erscheinen - eine Metapher für die Tatsache, dass die Räume schalltechnisch tatsächlich vom Flur abgetrennt sind. Der besondere Clou der Modulbauweise ist nämlich, dass jedes Modul einen vollkommen unabhängigen Klangkörper darstellt, der von den anderen Modulen schallentkoppelt ist. Auf diese Weise lässt sich in den Räumen, vom Nachbarn ungestört, besonders gut musizieren.

Öffnet der Student die Tür zu einem Übungsraum, flutet ihm goldenes Licht entgegen: Die Oberflächen der Übungsräume sind aus hellem Holz, das mit 3000K warmem Licht gleichmäßig angestrahlt wird. In die Holzlamellendecke sind jeweils 4 bzw. 6  Lichtlinien zur Hälfte eingelassen, so dass nur noch die opale Abdeckung herausragt. Die schmalen LED-Lichtleisten fügen sich dabei perfekt in Breite und Rhythmus der schmalen Holzstäbchen ein.

Das Thema der Schallwellen wurde in den Pavillons gleich zweifach zum Ausdruck gebracht: Zum einen schmiegen sich schwere, hellgraue Vorhänge um drei Seiten der Innenwände jedes Übungsraumes. Sie dienen dazu, den Nachhall der Töne durch Auf- und Zuziehen zu regulieren. Der wellenförmige Faltenwurf der Vorhänge findet sich zum anderen auch in der sanft gewellten Metallfassade wieder, die vor der Wetterhaut aus Dreischichtplatten angebracht ist.

Die goldene, transluzente Metallfassade harmonisiert dabei mit dem warmen Farbton der neoklassizistischen Klinkerstruktur. Durch seine Perforierung offenbart die Metallfassade außerdem spannungsvolle Einblicke: Bei angeschaltetem Kunstlicht erlaubt es schemenhafte Blicke auf die übenden Studenten - bei ausgeschaltetem Licht wirkt der Kubus als geschlossener, einheitlicher Körper. Die gelungene Fassadengestaltung wurde mit dem Deutschen Fassadenpreis 2020 ausgezeichnet.

Bauherr
Universität der Künste, Berlin

Architekt
TRU Architekten, Berlin

Lichtplanung
TRU Architekten, Berlin

Ort
Berlin

Leuchtentyp:
SL 20.3 LED


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