Museumsbeleuchtung und Ausstellungsbeleuchtung: Dokumentation Obersalzberg
Schrecken beleuchten – Ausstellungsbeleuchtung der Dokumentation Obersalzberg
„Idyll und Verbrechen“, so heißt die Dauerausstellung, die seit September 2023 im neu eröffneten Dokumentationszentrum am Obersalzberg besucht werden kann. Sie möchte die Besucher dafür sensibilisieren, welch grausame Rolle die malerische Gegend in den bayerischen Alpen oberhalb Berchtesgadens während der NS-Diktatur spielte. Und dafür, wie wichtig es ist, Geschichte eben nicht ruhen zu lassen. Die Lichtdesignerin Anne Boissel aus Berlin beleuchtet dieses heikle Thema mit viel Fingerspitzengefühl – und mit Luxsystem-Leuchten von HADLER.
Die NS-Geschichte des Obersalzbergs
Die NS-Geschichte des Obersalzbergs begann 1923, als Hitler ihn als Rückzugsort entdeckte. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Jahr 1933 wurde der Obersalzberg schließlich zum Führersperrgebiet und entwickelte sich in den folgenden Jahren zu einem inoffiziellen zweiten Regierungssitz. Die NS-Propaganda zeigte Hitler vor der Kulisse der bayrischen Alpen als nahbaren „Führer“. Kitschige Bildbände und Wandtellern verkauften sich gut. Diese Inszenierung verdeckte die Tatsache, dass vom Obersalzberg aus systematisch Verfolgung und Völkermord geplant wurden.
Nach dem Fall der NS-Diktatur und der Besatzung durch US-Truppen wurden die Gebäude gesprengt, die den Nazis als Stützpunkte gedient hatten. Der Ort sollte nicht zu einer Pilgerstätte werden. 1999 entstand schließlich das ursprüngliche Dokumentationszentrum im Auftrag der bayerischen Staatsregierung.
Ein Neubau wird gebraucht
Der unerwartet hohe Besucherstrom brachte die Infrastruktur allerdings schnell an ihre Grenzen. Deshalb fiel der Entschluss, mit einem Neubau mit doppelt so großer Ausstellungsfläche dem Thema mehr Raum zu schaffen. Den Architekturwettbewerb gewann das Büro Aicher Ziviltechniker aus Dornbirn mit einem Konzept, das den zugänglichen Bereich der Bunkeranlage in einen Rundgang einbindet. Beim Wettbewerb für die Ausstellungsgestaltung setzte sich das Büro ramicsoenario durch – mit im Team war die Lichtdesignerin Anne Boissel.
Ausstellungsgestaltung und Lichtkonzept
Im Fokus der Ausstellung steht der krasse Gegensatz dazwischen, wie der Ort in der NS-Propaganda zum Idyll verklärt wurde und welche unmenschlichen Verbrechen von dort aus geplant wurden. ramicsoenario setzte daher bewusst auf ein Konzept aus dünnen Ausstellungswänden mit Durchbrüchen, um jederzeit Blickachsen zwischen den beiden Themen zu ermöglichen: Die Außenzone zeigt das Idyll und Themen, die am Obersalzberg und in der Region verortet sind. Die Innenzone führt die Ausstellungsbesucher zu den Tatorten der NS-Verbrechen in ganz Europa.
Die Lichtdesignerin Anne Boissel aus Berlin schafft es, mit ihrem sensiblen Lichtkonzept den Kontrast beider Themen auf subtile Weise in Szene zu setzen. Sie verzichtete darauf, die schrecklichen Themen in der Innenzone durch Dämmerlicht zu guselig-schaurig zu emotionalisieren und beleuchtet den dunkelsten Teil der Geschichte stattdessen mit neutralweißem, diffusem Licht auf 500 lx. Die NS-Verbrechen werden so ins helle Licht geholt. Um einen schattenfreien Effekt zu erzielen, setzten die Gestalter auf eine Schottendecke, in der die SL20.3 Leuchte von HADLER verbaut ist.
Die Außenzone ist in schummrigem Dunkel gehalten. Nur die Exponate an den Ausstellungswänden werden gezielt von warmweißen Strahlern angeleuchtet. Dort, wo sich in den Vitrinen Originalstücke befinden, durften sie nur mit maximal 50 lx beleuchtet werden.
Die Beleuchtung im Bunker
Eine weitere Herausforderung für die Beleuchtung der neuen Dokumentation Obersalzberg war das Realexponat der Bunkeranlage, der Teil des Ausstellungsrundgangs ist. Zuvor tauchten dort Schiffsarmaturen in Kniehöhe die Bunkergänge in gespenstisches Licht. Jetzt erhellen HADLER SL67.2 Lichtlinien an der Decke den Raum auf schattenfreie 300 lx.
Das neutralweiße Licht nimmt den Bunkergängen den Gruselfaktor und rückt gleichzeitig die historischen Graffitis in den Vordergrund, die die gesamte Geschichte des Bunkers dokumentieren. Die ersten hatten Zwangsarbeiter beim Bau des Bunkers in die Wände geritzt, später verewigten sich dort auch US-Soldaten. Besonders gut sichtbar sind die Inschriften in dem Teil der Bunkeranlage, wo die Verbrennung der NS-Akten zu Ende des Krieges die Wände rußschwarz gefärbt haben. Die wichtigsten Graffitis werden mit zusätzlichen Strahlern angeleuchtet. „Man sieht plötzlich all diese Zeitschichten“, sagt Anne Boissel, „aber eben nicht auf eine romantisierte Art, sondern in einem aufgeklärten Licht.“
Architekt
Aicher Architekten ZT GmbH, LMJD – Dennerle Motzet Architekten Part mbB
Lichtplanung
Anne Boissel
Ausstellungsplanung
ramicsoenario Ausstellungsgestaltung UG
Leuchtentypen
SL 20.3 LED & SL 67.2 LED